Alpen 1999: Klausen-, Pragelpass, Vierwaldstätter See, Küssnacht, Glaubenberg-, Sustenpass

Diesmal folgen wir den Spuren Tells, dem schweizerischen Nationalhelden. Auch die "Hohle Gasse" bei Küssnacht wird besichtigt. Aber auch Pässe gibt's eine Menge zu fahren: Den Klausenpass, einen der landschaftlich schönsten Pässe der Schweiz, sowie einige "unbekannte" und einsame, wie den Pragel-, Glaubenberg- und Glaubenbüelenpass. Wichtig: Der Pragelpass ist nur Montag bis Freitag offen. Wochenendes ist er gesperrt.

In Kürze:

Göschenen, Altdorf, Bürgelen, Klausenpass, Glarus, Pragelpass, Schwyz, Gersau, Vitznau, Küssnacht, Luzern, Sarnen, Glauberbergpass, Entlebuch, Schüpfheim, Glaubenbüelenpass, Giswil, Meiringen, Sustenpass, Göschenen

8 h, 370 km

 

Im Detail:

Diesmal beginnt die Tourbeschreibung in Göschenen am Ende der Schöllenenschlucht. Um etwas Zeit zu sparen, benutzen wir nach Göschenen die Autobahn bis zur Ausfahrt Erstfeld. Hier halten wir uns links und kommen durch Altdorf nach Bürgelen, dem angeblichen Geburtsort von Wilhelm Tell. Dessen Ausspruch "Durch diese hohle Gasse muß er kommen, es führt kein anderer Weg nach Küssnacht" kennt wohl noch jeder aus dem Deutschunterricht als es um Schiller ging.

KlausenpassDie Nähe Tells ist hier überall zu spüren und zu sehen: ob als Denkmal (z.B. als Tellbrunnen in Bürgelen) oder nur um auf Kitsch und Tand verkauft zu werden. Ob es Tell wirklich gegeben hat, konnte bis heute historisch nicht bewiesen werden. Ebenso ist unklar, ob die Befreiung vom Tyrannen Gessler und der Apfelschuß der Realität entsprechen oder im Bereich der Sagenwelt einzuordnen sind.

Jedenfalls die Schweizer sind überzeugte Anhänger ihres Volkshelden und demonstrieren dies aufwendig. In Bürgelen kommen wir am Tellbrunnen und dem Tellmuseum vorbei und es gibt noch die Tellkapelle. Bekannt ist auch die Statue von Tell mit seinem Sohn in Altdorf.

Die Gedanken über Tell verschwinden hinter Bürgelen beim Aufstieg zum Klausenpass schnell. Bis Unterschächen führt die 17 durch das Schächental. Nach Unterschächen beginnt die für Wohnwagen gesperrte Strecke interessant zu werden. Die Straße wird schmaler, steiler und -- wichtig -- kurvenreicher. Manche Abschnitte wurden dem Hang regelrecht abgetrotzt. Links steigt der Fels fast senkrecht an und fällt auf der anderen Seite ebenso ab. Jede Menge Fahrspaß ist sicher. Ein paar Kehren führen schließlich hoch bis zur Passhöhe bei 1952 m. Etwas Vorsicht ist geboten, da Kühe auf der Straße herumlaufen können.

Nach der Passhöhe bietet sich eine imposante felsige Landschaft mit sagenhaften Ausblicken. Dabei fällt die Straße mittels tollen Serpentinen hinunter auf den Urner Boden, einem etwa sechs Kilometer langen Hochtal. Fast schnurgerade fahren wir parallel zum Bach durch das breite Teil, eingekeilt von schroffen Bergen und Felsen links und rechts, und genießen das fantastische Panorama.

Am Ende des Urner Bodens bringen uns Serpentinen hinunter nach Linthal. Anfangs sieht man in der Ferne noch die Bruckberge, eine Pragelpass-AuffahrtPanoramatafel auf halber Abfahrt weist besonders darauf hin. Später fahren wir durch dichten Buchenwald, der uns die Aussicht nimmt.

Durch viele Orte begleiten wir die Linth bis nach Glarus. Nach etwa 2/3 der Ortsdurchfahrt folgen wir dem Wegweiser links nach Riedern/Klöntal. Durch das Klöntal mit seinen Laubwäldern vorbei am Klöntaler See, einem Stausee mit typisch grün leuchtendem Gletscherwasser, kommen wir zum Pragelpass. Dieser ist nur Montag bis Freitag für Fahrzeuge geöffnet. Nach Richisau wird die Straße schmal. Um uns herum türmen sich felsige Berge auf. So bewegen wir uns in einer sehr schönen Umgebung. Leider ist die Strecke auf 40 km/h begrenzt. Oben am Pragelpass bei 1550 m rennen jede Menge Kühe auf der Straße herum und sorgen für entsprechende glitschige Verschmutzung.

Nach der Passhöhe schlängelt sich das Sträßchen am steilen Hang nach unten. Wundern muß man sich allerdings, was auf einer solchen kleinen Straße am Montag mittag alles rumfährt. Immer wieder Vierwaldstätter See b. Gersauerlaubt der urige Nadelwald mit umgestürzten Bäumen, ausgerissenen Stöcken und moosbewachsenen Felsbrocken Ausblicke auf tolle Ansichten der Landschaft.

Die Passabfahrt endet in Stalden im Muotatal. Bevor wir in Schwyz ankommen wird das Tal breiter und die Berge flacher. Kantige Felsen verschwinden zugunsten weicheren Formen. Auch die Luft wird deutlich wärmer.

Kurz nach dem Ortsbeginn von Schwyz halten wir uns links Richtung Brunnen/Gersau/Vitznau. Es dauert nicht mehr lange und wir fahren entlang des Ufers des Vierwaldstätter Sees. Dabei erleben wir nicht nur eine komplette landschaftliche Umstellung. Das ländliche Leben weicht auch einer mondänen Lebensart.

Bis Weggis spiegelt sich die Sonne im See. Dann verlieren wir ihn kurz auf dem Weg nach Küssnacht aus den Augen. Die "Hohle Gasse" ist ausgeschildert. Dazu folgt man der Straße Richtung Zürich. Beim Ortsanfang von Immensee ist rechts ein Parkplatz, nur ein paar Meter von der "hohlen Gasse" entfernt.

Nach dem wir das holprige, grobe Pflaster durch den grünen Pflanzentunnel beschritten haben, wenden wir und fahren in Küssnacht Richtung Luzern. In Luzern halten wir uns immer Richtung Autobahn nach Interlaken. Dabei konnte ich zwei festinstallierte Radarkontrollen Hohle Gasse b. Küssnachtausmachen. Aufgrund des dichten Verkehrs wäre es aber gar nicht möglich gewesen, zu schnell zu fahren. Die Autobahn verlassen wir bei der Ausfahrt Sarnen Nord und halten uns Richtung Stalden.

Die Straße zum Glaubenbergpass steigt schnell an und unter uns zeigt sich der Sarner See. Durch Wald führt die einsame Straße hoch zum Glaubenbergpass auf 1543 m. An der Passhöhe bei der Jausenstation endet die recht gute Straße in einem Schotterweg. Aber nach wenigen Metern wird's wieder besser, wenn auch schmäler.

Vergleiche mit Pässen wie einem Stilfser Joch machen keinen Sinn. Denn es ist nicht das Hangklettern über zig Kehren auf atemberaubende Höhen, das für Spaß sorgt, sondern vielmehr die flüssige Fahrt über viele Kurven durch eine schöne Landschaft. Am Montag nachmittag bin ich auf der für Wohnwagen gesperrten Strecke fast alleine unterwegs. Erst unten in Entlebuch wird der Verkehr wieder dichter. Wir fahren auf der 10 Richtung Bern. Bei Schüpfheim verlassen wir die 10 links in Richtung Giswil/Sörenberg. Bis zur Panoramastraße durch das Waldemmetal geht es etwas zäh. Es gibt wenige Überholmöglichkeiten, um zügig voranzukommen. Vielleicht fährt es sich einfacher, wenn die Baustellen verschwunden sind.

Die kleine Straße über den Glaubenbüelenpass ist in dieser Richtung nur zu geraden Stunden zu befahren. So wie ich das Schild verstand, gilt es jedoch nur für LKWs. Der Weg windet sich am Hang entlang durch Wald. Nach der Passhöhe bietet sich ein exzellentes Panorama auf den Sarner See. Auf dem gegenüberliegenden Hang sieht man die Straße, die wir zuvor auf den GSarner Seelaubenbergpass gefahren sind. Durch Almwiesen geht es schließlich wieder hinunter nach Giswil auf die 4. Hier halten wir uns rechts Richtung Interlaken/Lungern. Bei Lungern erwartet uns der Lungernsee der jetzt am Nachmittag in einem super Grün strahlt.

Nach dem Brüningpass biegen wir links ab nach Meinringen zum Sustenpass. Nach Meiringen führt uns der Weg an der Aareschlucht vorbei bis Innertkirchen ins Gadmental. Dieses und der Sustenpass wurde bereits in der Tour "Achterbahn" beschrieben. Aber soviel: Es ist unglaublich, wie unterschiedlich ein Pass in der anderen Richtung zu fahren ist. Die Größe des Steingletschers wurde mir erst bei dieser Auffahrt bewußt.

Der Sustenpass zeichnet sich durch seine gut ausgebaute Straße aus. Diese läßt sich -- dank großzügiger Kurvenradien -- flott und mit großen Schräglagen fahren. Aufgrund dessen sind aber auch viele Laster, WoMos und Gespanne unterwegs. Von Wassen bis Göschenen bietet sich auf der Rückfahrt die Landstraße an. Die Autobahn hatten wir ja bereits.

Fazit:

Der Klausenpass ist ein Muß. Diese Landschaft und den Fahrspaß zu verpassen wäre eine Sünde. Die Fahrten durch die winzigen Ortschaften entlang der kleinen Pässe und die Städte am Vierwaldstätter See könnten unterschiedlicher gar nicht sein. So ist für Abwechslung gesorgt. Der Sustenpass am Schluß bereitet nochmals große Freude und somit einen tollen Tourabschluß.