Alpen 1998: Dolomiten, Eggental, Timmelsjoch
Lange hatte ich überlegt, diese Tour überhaupt zu fahren. Schließlich sollten wir abends wieder in Saalbach zurück sein. Rückblickend wäre es aber schade gewesen, gerade diese Tour auszulassen. Also ging's am 7.9.98 morgens um 7.30 Uhr los. Zurück kamen wir gegen 21.45 Uhr und hatten 680 km mehr auf dem Tacho.
In Kürze:
Saalbach, Mittersill, Felbertauern-Tunnel, Matrei (Ostt.), Lienz, Silian, Toblach, Misurina, Drei- Kreuz-Paß, Cortina, Falzarego-Paß, Arabba, Pordoj-Joch, Canazei, Karerpaß, Welschnofen, Eggental, Bozen, Medelpaß, Gampenjoch, Meran, St. Leonhard, Timmelsjoch, Sölden, Imst, Innsbruck, Wörgl, Söll, St. Johann i.T., Fieberbrunn, Leogang, Saalfelden, Saalbach.
680 km
Im Detail:
Von Zell bis Mittersill schwimmt man am besten im Verkehr mit. Erstens ist gleich wieder ein Auto vor einem, zweitens stehen häufiger Jungs in grauen Uniformen am Rand. Es ist eine Strecke um sich warm zu fahren.
Von
Mittersill bis Matrei auf der Felbertauernstraße geht's
wunderbar voran. Die gut ausgebaute, teilweise
dreispurige Straße steigt an bis zum Felbertauerntunnel und
ermöglicht ein zügiges Reisetempo. Die Kurven geben einem
Gelegenheit sich schon mal einzuschwingen. Der nördliche
Tunneleingang bietet die Möglichkeit, den Tacho zu eichen: die
Meßanlage zeigt die aktuelle Geschwindigkeit an. Ob auch Fotos
gemacht werden, habe ich nicht getestet. Freut Euch nicht, daß
vor der Einfahrt keine Maut verlangt wird. Die zahlt Ihr bei der
Ausfahrt (90 ATS, ca. 13 Mark).
In Lienz
folgt man der Drau Richtung Italien. Links die Lienzer
Dolomiten, rechts die Defregger Alpen windet sich in weiten
Kurven die Strecke nach Sillian zum Grenzübertritt nach Italien.
In Toblach geht es links ab Richtung Misurina/Cortina.
Man folgt dem Tal und gewinnt kurvenweise an Höhe bis der Wald
den Blick auf die drei Zinnen und Sextener Dolomiten freigibt.
Dieser Eindruck gibt einen Vorgeschmack auf den Rest des Tages.
Das nächste "Geil" kommt sicher wenn über der Bergkuppe vor
einem der Misurina See auftaucht. Idylle pur -- Postkartenmotiv:
der klare See, der kleine Ort und die gewaltige Marmorole. Doch
es ist nicht nötig, dem Motiv lange nachzuhängen. Es geht gleich
weiter mit dem Pso. di tre Croci, dem Drei-Kreuz-Paß. In engen
Kurven hievt er uns auf ca. 1800m und führt dann hinab nach
Cortina d. Ampezzo. Dabei hat man immer wieder Ausblick auf
gewaltige Berge wie dem Mt. Cristallo und den drei Zinnen. In
Cortina wird es erstmal etwas eng vor Verkehr und man kämpft
sich zum Pso. Falzarego durch. Bereits von Cortina an beginnt
der Aufstieg auf 2105m.
Die Straße machte keinerlei Probleme und lies sich gut fahren.
Es empfiehlt sich nur ein kurzer Blick nach oben oder unten
bevor man in die "Tornante" einfährt. Sonst kann es schon mal
eng werden, wenn plötzlich ein Bus auftaucht. Auch die
Mountain-Biker vollführen manchmal wilde Schlenker.
Wahrscheinlich dann, wenn die Zunge gerade im Begriff ist, sich
in den Speichen zu verfangen.
Auf dem
Gipfel angekommen, geht's weiter in Richtung Arabba rauf zum
Pso. Pordoj in der Sella-Gruppe. Wer schneller fährt als wir
oder nicht mehr zurück muß, sollte hier gleich eine Rundfahrt
über's Sella und Grödner Joch machen. Sonst fährt er nochmal
hierher, wie ich ein paar Tage später. Es sind fantastische
Panoramen, die hier auf einen warten. Auf dem Pordoj-Joch legten
wir eine kurze Mittagspause ein. Kurz deshalb, weil wir nicht so
schnell wie erwartet voran kamen und das Timmelsjoch
nur bis 20.oo Uhr befahren werden darf und wir nicht wußten was
uns noch erwartet.
Also sattelt die Pan und ab nach Canazei im Fassatal, San Giovanni und den Karerpaß (Pso. di Costalungo) rauf. Der Karerpaß ist nicht so populär wie die Pentants der Sellagruppe; die Optik ist halt nicht so eindrucksvoll. Dafür herrscht weniger Verkehr! Vom Karerpaß aus geht unser Weg Richtung Welschnofen durch's Eggental nach Bozen. Die Strecke durch das Eggental ist der Wahnsinn. Das Tal ist so eng, daß die Straße teilweise aus dem rötlichen Fels herausgeschlagen wurde und man teilweise wie durch einen oben leicht geöffneten Tunnel fährt. Dazu folgt eine Kurve der anderen. Verkehr herrschte kaum: keine Sightseeings und kein rußendes WoMo.
Weiter
geht's nach Bozen und möglichst schnell weg
vom Gewühl über die kurze Autobahn-Strecke nach Eppan zum
Mendelpaß (Pso. di Mendola). Der Mendelpaß bietet ungeheuren
Fahrspaß. Auf der einen Seite fällt der Hang schwindelerregend
ab, auf der anderen Straßenseite steigt er Fels hoch an. Die
Straße ist gut ausgebaut, flott befahrbar und hat wenig Verkehr.
Das Panorama ist super. Weit über den Ortschaften im Tal erheben
sich am Horizont gewaltig die 3000er der Dolomiten.
Ohne
große Transferstrecken gelangen wir zum nächsten Kurventreiben,
dem Gampenjoch (Pso. di Tonado). Hier schalten wir
landschaftlich etwas herunter, können uns aber -- nicht mehr
abgelenkt durch Ahhs.. und Ohhs.. -- mehr auf die Straße
konzentrieren und etwas verschärfter fahren. Damit sei nicht
gesagt, daß es sich am Gampenjoch lässig rasen liese. Die
Strecke ist nicht so gut wie am Mendelpaß
und hinter der nächste Kurve könnte immer ein liegengebliebenes
Fahrzeug etc. stehen...
Fondo,
St. Felix, Tisens, Lana: das sind die Ortschaften die uns
weiterhin auf unserem Weg nach Meran begleiten. In Meran folgen
wir den Wegweisern Richtung Passaiertal. Hier schlängen wir an
der Passer durch Tirol, Riffian, St. Martin nach St. Leonhard
und beginnen mit dem Aufstieg auf's Timmelsjoch. Der
Meisterprüfung dieses Tages. Wie ein schmales Band durch den
Fels zieht sich die Strecke bis auf 2509 m. Dabei bekommt man
sagenhafte Aussichten auf steile Schluchten und hohe Wände
geboten. Obwohl während der Auffahrt mehrmals Verbotsschilder
für Busse und Fahrräder stehen, trifft man diese selbst am
Gipfel an. Die italienische Seite erfordert eine sichere
Beherrschung des Motorrades. Hinterhältig ist die erste Kehre.
Die Straße verläuft schlagartig in entgegengesetzter Richtung
steil nach oben. Wir mußten mitten in der Kehre stoppen und
wieder anfahren, sonst hätten wir sie nicht gepackt. Weiter oben
sind die Kehren etwas übersichtlicher, vielleicht auch aufgrund
der Erfahrung mit der ersten. Ein Abenteuer sind die
unbeleuchteten Tunnel. Hier fährt man aus der grellen Sonne in
ein finsteres Loch und hat null Sicht bis sich die Augen an die
Lichtverhältnisse gewöhnt haben. Zusätzlich ist es in den
meisten Tunneln so naß, daß der Scheinwerfer nicht viel
ausrichtet. Sonnenbrille oder phototrope Gläser sorgen für den richtigen "Kick". Aufpassen vor den
unsichtbaren Schlaglöchern und die Tunnel gehen häufig um die
Kurve; Eisglätte kann auch im Sommer auftreten! Auf dem Paß
findet man zuerst die alte Grenzstation und erst Minuten weiter
die Mautstelle (65 ATS) für die Fahrt hinunter ins Ötztal.
Nach dem Aufstieg haben wir am Gipfel erstmal Pause gemacht. Das Kuppeln und Bremsen macht sich inzwischen in den Händen bemerkbar. Der Abstieg auf österreichischer Seite ist von der Straße her wunderbar zu fahren. Eine sehr gut ausgebaute Straße führt hinab Richtung Sölden. Aber Vorsicht: häufig stehen Kühe mitten auf der Straße und -- wie man hört -- Laserpistolen daneben.
Nach Sölden verläuft die Talstraße fast bis Imst parallel zur Ötztaler Ache, einem reisenden Wildbach. Landschaftlich sicher nicht so imposant wie die vorangegangenen Paßetappen aber wunderbar und keineswegs langweilig zu fahren.
Nachdem
die Zeit uns langsam davonlief, entschlossen wir uns, nicht über
Kühtai nach Innsbruck
zu fahren sondern mal auf der Autobahn ein Stück runterzureißen.
Also Anschlußstelle Ötztal drauf, nach Innsbruck, und Wörgl
wieder runter. Von da ging's wieder gemächlicher über Söll nach
Scheffau und Elmau. Auf der linken Seite begleitet uns der Wilde
Kaiser. Das nächste Ziel ist St. Johann in Tirol. Von dort aus
geht es über Fieberbrunn, den Grießenpaß und Leogang nach
Saalfelden. Eine schön zufahrende Strecke. Den Grießenpaß
erkennt man nur an der Hinweistafel. Linker Hand liegen die
Loferer Steinberge.
Nach Saalfelden ging es dann wieder zum Quartier nach Saalbach. Nach 14 1/4 Stunden Fahrt war die Tour zu Ende. Es war eine der längsten, aber auch der reizvollsten in diesem Urlaub. So reizvoll, daß ich ein paar Tage später nochmals (diesmal ohne Tochter Petra) in die Sella-Gruppe aufbrach. Während der Tour hatten wir neben ein paar Photostopps drei Pausen eingelegt. Eine davon in Eppan um mal wieder den Tank zu füllen.
Copyright 1998-2006, Harald Meyer, 96193 Wachenroth. Letzte Änderung 11.11.06